LemaS in der Schulpraxis - Entdeckertage an der Grundschule
Zur Förderung mathematischer Interessen und Begabungen
Bereits seit fünfzehn Jahren werden an der Grundschule Hahndorf/Jerstedt in Goslar mit der Unterstützung der gesamten Schulgemeinde sowie umliegenden Unternehmen und weiteren engagierten Partnerinnen und Partnern jährlich drei Projekttage, sogenannte Entdeckertage, durchgeführt. Im Jubiläumsjahr konnten die Schülerinnen und Schüler aus 26 spannenden Angeboten wählen. Darunter auch das „Haus der mathematischen Rätsel“, um auf mathematische Entdeckungsreise zu gehen. Die Förderung von Potenzialen im Fach Mathematik steht im Fokus von Teilprojekt 8 in LemaS, an der auch diese Grundschule teilnimmt. Schulleiterin Astrid Nitsch hebt die Besonderheit der Projekttage hervor: „Unsere Kinder werden in den Entdeckertagen immer wieder auf den unterschiedlichsten Ebenen angesprochen, hier können sie ihre Talente entdecken, zeigen, was in ihnen steckt, und verborgene Schätze heben.“ Die interessengeleitete Themenwahl bietet auch aus mathematikdidaktischer Perspektive ein besonderes Potenzial zur Begabungsförderung. Im Rahmen von LemaS-Teilprojekt 8 arbeitet das Kollegium eng zusammen mit Wiebke Auhagen und Prof. Dr. Ralf Benölken von der Bergischen Universität Wuppertal. Nach Hospitationen des Forscherteams im letzten Jahr wurde gemeinsam beschlossen, an das vielfältige Angebot der Entdeckertage anzuknüpfen und ein mathematisches Projekt zu schaffen, da Mathematik bislang nicht vertreten war. In Form eines Rätselspiels, das an die derzeit beliebten EXIT-Spiele (Escape-Rooms für zu Hause) angelehnt ist, wurden die teilnehmenden Kinder auf die mathematische Entdeckungsreise geschickt. Im „Haus der mathematischen Rätsel“ knobelten Kinder der ersten bis vierten Jahrgangsstufe gemeinsam in Kleingruppen an acht verschiedenen Rätseln. Die Lösung einer Knobelaufgabe ermöglichte den Kindern in Form eines Codes jeweils den Zugang zum nächsten Rätsel, bis sie den Schlüssel für eine Schatztruhe herausgefunden haben. „Bei diesem Angebot geht es insbesondere darum, mathematisches Interesse zu wecken und die Neugier für mathematisches Tätigsein anzusprechen – und zwar bei allen interessierten Kindern, nicht nur bei solchen, die in Mathematik leistungsstark oder potenziell begabt sind.“, erklärt Wiebke Auhagen, die die Schule als wissenschaftliche Mitarbeiterin in LemaS begleitet.
Neben dem spielerischen Rahmen, in dem das Projekt eingebettet ist, wird dies durch die Gestaltung der einzelnen Knobelaufgaben realisiert. Eine hohe fachliche Substanz, ein Aufzeigen der Vielfalt mathematischen Tätigseins sowie die Verschiedenheit der möglichen Zugangswege und Entdeckungen stellen charakteristische Kennzeichen dieser Aufgaben dar. Nicht nur die leuchtenden Kinderaugen und das durchweg positive Feedback der Eltern zeugten vom Potenzial des mathematischen Projekts, auch Schulleiterin Astrid Nitsch betonte: „In diesem Jahr befand sich ein besonderes Highlight mit dem ‚Haus der mathematischen Rätsel‘ unter den 26 Angeboten, wir haben uns sehr darüber gefreut, zwei Wissenschaftler*innen aus dem LemaS-Projekt zu Gast zu haben, die mit ihrem Angebot begeisterten!". Hospitationen der Lehrpersonen sowie der anschließende Austausch deuteten darauf hin, dass Kinder mathematische Potenziale zeigen konnten, die im Unterricht in der Form bisweilen verborgen bleiben. Projektleiter Prof. Dr. Ralf Benölken wünscht sich mehr Entdeckertage an weiteren Schulen: „Insbesondere in strukturschwachen Regionen, in denen leistungsstarke und potenziell begabte Kinder beispielsweise nicht die Möglichkeit haben, außerschulische Enrichment-Projekte an Universitäten zu besuchen, können mathematische Entdeckertage ein Format darstellen, um die Entfaltung mathematischer Potenziale zu unterstützen.“