Dieses Glossar enthält Definitionen und kurze Erläuterungen sowie Literaturhinweise zu Schlüsselbegriffen aus dem Bereich der Begabungs- und Leistungsförderung, die für die Forschungs- und Entwicklungsarbeit im Projekt "Leistung macht Schule" eine tragende Rolle spielen. Darüber hinaus werden auch für den Projektkontext relevante Eigennamen erklärt. Autorinnen und Autoren sind die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Forschungsverbunds LemaS. Das Glossar ist alphabetisch sortiert und wird regelmäßig aktualisiert. 

  • Underachievement

    Liegt bei Schülerinnen und Schülern eine längerfristig andauernde negative Diskrepanz zwischen der intellektuellen Begabung (Leistungspotenzial) und den gezeigten Schulleistungen vor, spricht man von Underachievement.

    „Du kannst doch so viel, warum zeigst du das nicht?“, solch einen Satz hören vermutlich einige Schülerinnen und Schüler häufig. Im pädagogischen Alltag ist dieses Phänomen allgegenwärtig: Fast jede/r kennt jemanden, dessen Fähigkeitspotenzial sie/ihn zu herausragenden Schulleistungen befähigen müsste, aber sie/er bleibt weit hinter ihren/seinen Möglichkeiten zurück. Dies kann sich in schlechten Klassenarbeiten, in mangelhafter mündlicher Mitarbeit, in einer Versetzungsgefährdung, der Nicht-Versetzung oder im Schulverweis zeigen. Und dies, obwohl (oder weil?) ein großes Fähigkeitspotenzial, z. B. in Form hoher kognitiver Fähigkeiten, vorliegt (Vohrmann, 2018). 

    Im Deutschen wird Underachievement auch erwartungswidrige Minderleistung genannt, wobei sich hier zurecht die Frage stellen lässt, wann eine Leistung erwartungskonform oder eben erwartungswidrig ist. Diagnostisch bestimmt Underachievement eine negative Diskrepanz zwischen kognitiven Begabungen und schulischen Leistungen, wobei Ergebnisse eines Intelligenztests in Relation zu Schulnoten oder Ergebnissen in einem Schulleistungstest gesetzt werden. Diese Diskrepanz kann bereichsübergreifend (generelles Underachievement) oder bereichsspezifisch (partielles Underachievement) bei Teilleistungsschwierigkeiten sichtbar werden (Klauer, 1990).

    Weiterführende Literatur

    Preckel, F. & Vock, M. (2021). Hochbegabung. Ein Lehrbuch zu Grundlagen, Diagnose und Fördermöglichkeiten (2. Auflage). Göttingen: Hogrefe.

    Hanses, P. & Rost, D. H. (1998). Das "Drama" der hochbegabten Underachiever. "Gewöhnliche" oder "außergewöhnliche" Underachiever? Zeitschrift für Pädagogische Psychologie, 12, 53–71.

    Klauer, K. J. (1990). Overachievement & Underachievement revisited: Ein zwei-Fehler-kontrolliertes Modell zur Diagnostik erwartungswidriger Schulleistung. Diagnostica, 36, 299–309.

    Vohrmann, A. (2018). Zeigt, was ihr könnt! Wirkung eines Motivations- und Selbststeuerungstrainings für besonders begabte Underachiever (MoSt) in Form eines Kleingruppentrainings im schulischen Kontext (Begabungsförderung, Band 5). Münster, New York: Waxmann.

    Zöller, I. (2009). Underachievement. Konstrukt eines Defizits oder defizitäres Konstrukt? Frankfurt am Main: Lang.