Dieses Glossar enthält Definitionen und kurze Erläuterungen sowie Literaturhinweise zu Schlüsselbegriffen aus dem Bereich der Begabungs- und Leistungsförderung, die für die Forschungs- und Entwicklungsarbeit im Projekt "Leistung macht Schule" eine tragende Rolle spielen. Darüber hinaus werden auch für den Projektkontext relevante Eigennamen erklärt. Autorinnen und Autoren sind die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Forschungsverbunds LemaS. Das Glossar ist alphabetisch sortiert und wird regelmäßig aktualisiert. 

  • Hector Kinderakademien

    Bei den Hector Kinderakademien handelt es sich um den Regelunterricht ergänzende Enrichment-Angebote für besonders begabte und hochbegabte Grundschulkinder in Baden-Württemberg. 

    Insgesamt entstanden seit dem Jahr 2010 durch eine Vereinbarung zwischen dem Land Baden-Württemberg und der Hector Stiftung II mit Unterstützung des Ministeriums für Kultus, Jugend und Sport an 66 Standorten Hector Kinderakademien (Stand November 2020). So haben landesweit rund 24.000 Grundschulkinder jährlich die Möglichkeit, an zusätzlichen Kursen mit Schwerpunkten im MINT-Bereich (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft, Technik) teilzunehmen. 

    Die Hector Kinderakademien werden im Rahmen einer formativen Evaluation wissenschaftlich durch das Hector-Institut für Empirische Bildungsforschung (HIB) der Universität Tübingen sowie dem Leibniz-Institut für Bildungsforschung und Bildungsinformation (DIPF) in Frankfurt begleitet. Die Erkenntnisse dieser Untersuchungen fließen unmittelbar in die Arbeit der Hector Kinderakademien ein. Ein daraus resultierender Baustein zur Sicherstellung der Qualität des Kursangebot an allen Hector Kinderakademien sind die sogenannten Hector Core Courses. Diese Kurse basieren auf aktuellen Erkenntnissen der Fachdidaktik, der (Pädagogischen) Psychologie und der Unterrichtsqualitätsforschung und stehen nach intensiven Evaluationsphasen allen Hector Kinderakademien zur Verfügung. Die Hector Core Courses „Über Naturwissenschaften sprechen: Kleine Spezialisten – Wir präsentieren unser Wissen“, „Kleine Forscher – Wir arbeiten wie Wissenschaftler“ und „Fit für die Mathematik-Olympiade“ bilden die Basis der Unterrichtsmaterialien im Projekt ENRICHMINT.

    Nähere Informationen zu den Hector Kinderakademien:

    https://hector-kinderakademie.de/,Lde/Startseite

  • Hochbegabung

    Hochbegabung ist ein extrem hoch ausgeprägtes, leistungsbezogenes Entwicklungspotenzial eines Menschen. Es umfasst Fähigkeiten, Persönlichkeitsmerkmale und psychosoziale Fertigkeiten. Hochbegabung begünstigt außergewöhnliche Leistungen. Sie ist in einem gewissen Rahmen entwickel- und veränderbar (multidimensionaler, dynamischer Begabungsbegriff).

    Es gibt unterschiedliche Leistungsbereiche wie zum Beispiel Musik, Sport oder Mathematik und damit lassen sich auch unterschiedliche Arten von Hochbegabung unterscheiden: So begünstigt beispielsweise die musikalische Hochbegabung besondere Leistungen in Musik, die sportliche Hochbegabung im Sport, die mathematische Hochbegabung in der Mathematik (etc.). Von intellektueller Hochbegabung sprechen wir, wenn ein besonderes Potenzial für hohe Leistungen im intellektuellen Bereich vorliegt. Hochbegabung ist damit nicht dasselbe wie hohe Leistung, sondern lediglich das Potenzial dazu. Wie sich dieses Potenzial entwickelt, hängt von sehr vielen Faktoren ab. Neben der Person selbst sind das vor allem Merkmale ihrer Umwelt. Wichtige Umwelten für Kinder sind Familie, Kindergarten und Schule. Sie beeinflussen, wie sich hochbegabte Kinder entwickeln. Eine Hochbegabung muss gefördert werden; sie kann sich erst spät zeigen und auch wieder verkümmern. 

    Hochbegabung setzt sich aus mehreren Merkmalen zusammen. Neben Fähigkeiten wie zum Beispiel einer hohen Intelligenz bei intellektueller Hochbegabung, einer hohen Grundsportlichkeit bei sportlicher Hochbegabung oder einer hohen Musikalität bei musikalischer Hochbegabung, sind dies vor allem Persönlichkeitsmerkmale wie die Offenheit für neue Erfahrungen und Ideen oder eine hohe Motivation, dazulernen und sich weiter entwickeln zu wollen. Damit kann die Hochbegabung einer Person als ihr individuelles Profil aus Fähigkeiten, Persönlichkeitsmerkmalen und später auch zunehmend aus erlernten Fertigkeiten beschrieben werden, die zu einem bestimmten Zeitpunkt eine positive Leistungsentwicklung wahrscheinlich machen – und damit ein hohes leistungsbezogenes Entwicklungspotenzial darstellen.

    Weiterführende Literatur:

    Gnas, J., Mack, E., Matthes, J. & Preckel, F. (2023). Intelligenz, Kreativität und Hochbegabung: verstehen – erkennen – fördern. UTB Psychologie für Lehramtsstudierende. Paderborn: Brill | Schöningh.

    Müller-Oppliger, V. & Weigand, G. (Hrsg.). Handbuch Begabung. Weinheim: Beltz.

    Preckel, F. (2022). Hochbegabung unter einer Entwicklungsperspektive: Grundlagen und Implikationen für die Empirische Bildungsforschung. In H. Reinders, D. Bergs-Winkels, I. Post, & A. Prochnow (Eds.), Empirische Bildungsforschung. Springer. https://doi.org/10.1007/978-3-658-27277-7_62

    Preckel, F. & Vock, M. (2021). Hochbegabung. Ein Lehrbuch zu Grundlagen, Diagnose und Fördermöglichkeiten (2., vollst. überarb. Aufl.). Göttingen: Hogrefe.